Selbstbestimmt und Samariter

Tagsüber ist er Gärtner, in seiner Freizeit leidenschaftlicher Samariter. Trotz Geburtsgebrechen führt Fabian Kästli ein selbstbestimmtes Leben. Sein Traumberuf: Rettungs- oder Transportsanitäter. Auf dieses berufliche Ziel arbeitet er hin.

Fabian Kästli erscheint gut gelaunt zum Interviewtermin, er fühlt sich sichtlich wohl in seiner Haut. Von Aufregung keine Spur. Im Gegenteil: Er legt gleich los. Es sprudelt nur so aus ihm heraus. Enthusiastisch erzählt er von seinem Werdegang in Erster Hilfe. Mit 16 Jahren hat er den Nothelferkurs besucht, mit 18 trat er der Feuerwehr in die Verkehrskompanie Schutz & Rettung Zürich bei, heute ist der 28-Jährige im Besitz der Ersthelfer Stufe 3 IVR und im Samariterverein Binningen aktiv. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Er ist vom Samaritervirus infiziert. Kein Wunder. Die Freiwilligenarbeit und das Samaritergen sind ihm in die Wiege gelegt worden. «Mein Vater war bei der Milizfeuerwehr, meine Mutter ist Mitglied im Samariterverein Seebach Zürich», sagt er gleich zu Beginn des Gesprächs. Und mit jedem Satz, der folgt, vermittelt er seine Begeisterung für die Erste Hilfe.

Immer in Bewegung bleiben
Doch nicht nur: Fabian Kästli hat einen unbändigen Drang, voranzukommen. Das alles ist nicht selbstverständlich. Mit einem Geburtsgebrechen auf die Welt gekommen, musste er so manche Hürde im Leben nehmen. Trotzdem steht er mitten im Arbeitsleben. Er ist in der Stiftung Weizenkorn integriert, wo Menschen wie Fabian Kästli ein Auskommen finden, begleitet und betreut werden. «Ich möchte so selbstbestimmt wie nur möglich durchs Leben kommen», sagt er ganz unverhohlen, und wenn er nicht als Samariter unterwegs ist, ist er Gärtner. «Nicht der klassische», wie Kästli betont, sondern «ich bin eher im Naturschutz tätig.» Heute sei er mit seinen Arbeitskollegen in einem Steinbruch gewesen. Dort mussten die Brombeersträucher gerodet werden, doch seine Tätigkeit umschreibt er so: «Wir erledigen von der Mäharbeit bis zur Heckenpflege und bis zur Neophytenbekämpfung sämtliche Arbeiten eines Gartenbauers.»

Tagsüber Gärtner, im Herzen Samariter
Wegen der Arbeitsstelle zog der gebürtige Zürcher von Seebach nach Muttenz. Er brauche die Bewegung und die Begegnungen mit den Menschen. Das sei ihm sehr wichtig, und so erstaunt es nicht, dass ihm die Arbeit als Gärtner sehr gut gefällt. Doch Fabian hat einen Traum. Er will Rettungs- oder Transportsanitäter werden. Den Job als Gärtner würde er aufgeben, wobei das Wort aufgeben es für ihn nicht ganz trifft. «Ich würde mein jetziges Hobby zum Beruf und meinen Beruf zum Hobby machen.» Typisch Fabian Kästli. Nicht stillstehen. Weiterkommen. Er ist dran, die Weichen zu stellen. Doch es sei noch ein weiter Weg. So fehlen ihm unter anderem die notwendigen Führerausweise, und er müsse noch abklären, welche Voraussetzungen er sonst noch zu erfüllen habe.

Aktiv helfen
Als Samariter hilft er, wo er nur kann. Zum Beispiel als Freiwilliger im Bundesasylzentrum des SRK in Basel oder im Dezember 2021, als wegen Omikron viele Mitarbeitende der Spitex krankheitsbedingt zu Hause bleiben mussten. «Das Schweizerische Rote Kreuz suchte Helferinnen und Helfer für die Unterstützung.» Fabian Kästli meldete sich. Während der Weihnachtsferien stand er nach der Arbeit als Hilfspfleger im Dienst der Spitex. «Das sind Aufgaben, die ich gerne mache.» Das Schweizer Fernsehen begleitete ihn bei einem seiner Einsätze. «Das war eine unglaublich gute Erfahrung», sagt er und ergänzt begeistert, dass die TV-Leute vom Schweizer Fernsehen richtig professionell ans Werk gingen. «Alles war sehr gut organisiert und vorbereitet.»

Vorfreude auf Sanitätsdienst
Er blickt voller Zuversicht in die Zukunft, und wie im Beruf, will er auch im Samariterverein vorankommen. «Die Samariterinnen und Samariter hier im Verein sind mir ans Herz gewachsen.» Das Vereinskader sieht in ihm einen möglichen Ausbildner. «Ich könnte mir gut vorstellen, meine Begeisterung für die Erste Hilfe und mein Wissen später als Samariterlehrer oder Kursleiter weiterzugeben.» Doch vorerst konzentriert er sich auf das, was für ihn Priorität hat. Der Job und eine mögliche Neuausrichtung. Dabei helfen ihm die Erfahrungen als Samariter, die er sich bei seinen Einsätzen im Sanitätsdienst holt. «Wegen Corona fielen viele Übungen aus. So konnte ich das Gelernte nicht anwenden», sagt der 28-Jährige. Nun freut er sich wieder auf die Sanitätsdienste, auch ausserhalb seines Stammvereines, bei denen er sich melden will. Nur zu gut erinnert er sich an den Sanitätsdienst am Eidg. Turnfest in Aarau, am Eidg. Schwing- und Älplerfest in Zug oder am Open Air Gampel. «Ohne Freiwillige wären solche Anlässe gar nicht durchführbar.»

Text: Paolo D’Avino

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